Die Verschärfung des Ukraine-Konflikts hat viele Ursachen. Dass der russische Präsident Putin der Ukraine die staatliche Tradition abgesprochen hat sowie gleichzeitig Militär in die zwei Separatistengebiete verlegt und diese als eigene Staaten anerkannt hat, ist unentschuldbar. Bemerkenswert ist insbesondere, dass die Anerkennung und der eigene Anspruch der Separatistengebiete die gesamten ukrainischen Regionen Luhansk und Donezk umfasst, also auch ukrainisch kontrollierte Bereiche. Hier wurde einer weiteren Eskalation Tür und Tor geöffnet, zu der es hoffentlich niemals kommt.
Doch auch andere Beteiligte haben Fehler gemacht. Die Ukraine verzichtete auf die Umsetzung von Teilen des Minsker Abkommens und insistiert nach wie vor auf einer NATO-Mitgliedschaft. Dass sich deren Mitgliedsstaaten lange Zeit offen dafür zeigten, war ein weiterer solcher Fehler. Und nun werden Sanktionen verhängt, die keineswegs nur russische, sondern in ähnlichem Ausmaß auch deutsche Bürger und Unternehmen treffen. Nord Stream 2 ist hierfür ein Paradebeispiel; noch in diesem Winter könnten die Heizkosten massiv weiter ansteigen. Letztlich nehmen sich die EU-Mitgliedsstaaten damit auch sämtlichen Spielraum für Sanktionen, falls es wirklich zu einem offenen Krieg kommen sollte.
Selbstverständlich überwiegt noch die Hoffnung, dass dieser abgewendet werden kann. Die Ausdehnung der abtrünnigen Gebiete muss auf den Status quo eingefroren werden. Russland hat von weiteren Eskalationen abzusehen, die Ukraine hat ihrerseits einen neutralen Status anzustreben. Die Bundesregierung sollte lieber an einer solchen Lösung mitwirken, statt Helme an eine ohnehin unterlegene Armee zu schicken.