„Obwohl in den Umfragen weiter Söder dominiert, konnte die Parteiführung schon allein aus Imagegründen ihrem Vorsitzenden nicht das Misstrauen aussprechen, den sie vor gerade zwölf Wochen gewählt hatte. Wir haben uns im Januar für den Falschen entschieden, wäre die Botschaft gewesen. Der Riss zwischen dem, was viele Wähler von der CDU wollen, und dem, was die CDU für sich selbst will, war schon damals unübersehbar. Daher ist Söder der eigentliche Gewinner dieser Posse: Geht die Bundestagswahl schief, kann er zurückgelehnt behaupten, dass er bereitstand, aber nicht sollte. Laschet dagegen wurde gewählt von jenen, die mit ihm gemeinsam Friedrich Merz gerade noch verhindern konnten. Es geht ihnen nicht um Deutschland, sondern um Macht.
Nun also kam Laschet auf dem Zahnfleisch ins Ziel – und will aus seiner Simulationsanstrengung von nettem Miteinander eine Kanzlerschaft verteidigen? Er hat eine entkernte, ja paralysierte Union vor und die Parteijugend und den Osten nicht hinter sich. Wer soll eigentlich für ihn Wahlkampf machen? Das wird uns spätestens in Sachsen-Anhalt ein blendendes Ergebnis bescheren. Laschet wirkt wie ein tapsiger und unbeholfener Hobbit, der sich einer Herausforderin stellen muss, die feengleich und unverbraucht aus dem grünen Elbenland heranschwebt, das autofreie Klimaparadies verheißungsvoll auf den lächelnden Lippen. Spätestens jetzt muss jedem das Stuttgarter Wahlergebnis vom März klar vor Augen führen: wer schwarz wählt, bekommt grün!“