Stuttgart. Fraktionschef Bernd Gögel MdL hat dem Duden-Verlag vorgeworfen, mit Hennig Lobins „Sprachkampf“ die Republik auf ein Armageddon ums richtige Deutsch einzuschwören. „In dem Buch des Mannheimer Linguistik-Professors, das am 15. März im Duden-Verlag erscheinen soll, finden sich mehr Kriegsmetaphern als in allen Reden der AfD-Fraktion der vergangenen Legislatur zusammen. So schreibt der Autor von ‚Sprachschlachten‘, dem ‚Schlachtfeld Geschlechtergerechtes Deutsch‘, dem ‚Parlament als Aufmarschgebiet‘, einer ‚Frontbesichtigung‘ oder dem ‚Kampfverband Verein Deutsche Sprache‘. Der so diffamierte Verein fordert prompt: ‚Duden, nimm den Stahlhelm ab‘. Eine Forderung, der ich mich uneingeschränkt anschließe, denn diese Schmähschrift vergiftet die Sprachdiskussion und ist nichts anderes als ein Beitrag zur Spaltung der Gesellschaft.“
Gögel ärgert vor allem Lobins absurder Vorwurf, dass der Widerstand gegen politisch korrekte Sprache und Genderdeutsch Teil einer „neurechten Agenda“ sei. „Jetzt soll man schon ‚rechts‘ sein, weil man seine Sprache nicht verhunzt sehen möchte? Wer die Sprache ändern will, um seine Ideologie durchzusetzen, ist der Gute; wer sie beibehalten will, der Böse? Dann sind die Franzosen offenbar alle rechts, denn sie haben im Gegensatz zu uns seit 1975 ein Gesetz zur Pflege der französischen Sprache – das Loi Bas-Lauriol – und seit 1994 gar eine Radioquote. Um neue Tabus zu schaffen, hält Lobin auch für opportun, alles als rechts zu verunglimpfen, was nicht dem Mainstream nachrennt. Mit ihrem Kampf gegen politische Korrektheit oder geschlechtergerechte Sprache versuche die ‚Neue Rechte’ gezielt, ‚das gemäßigte Bürgertum und kulturaffine Schichten zu gewinnen‘, sagte er den Stuttgarter Nachrichten und behauptet ernsthaft, das sei ‚in Wahrheit der eigentliche Angriff auf die deutsche Sprache‘. Hier wird die Realität in ihr Gegenteil verkehrt.“
Gögel verweist exemplarisch auf die Ablehnung der „Gendersprache“ durch die AfD, womit für Lobin ‚eine traditionelle Vorstellung von Familie und Gesellschaft allgemein‘ verbunden sei. „Dass selbst Sprachwissenschaftlerinnen und der Rat für deutsche Rechtschreibung die Abschaffung des Generischen Maskulinums im neuen ‚Duden‘ kritisierten, ficht ihn gar nicht an. Der Held ist und bleibt aber eine Person, die sich durch heldenhaftes Verhalten auszeichnet, egal ob Mann oder Frau. Das beliebte Standardargument, Frauen wären hier nur ‚mitgemeint‘, wird auch durch 1000-maliges Wiederholen nicht richtiger. Sprache meint nie etwas, Menschen meinen. Und wenn Menschen meinen, der Held wäre ein Mann, dann muss man eben diese Meinung ändern – einfach indem mehr Frauen Helden sind. Viele Kinder in Deutschland meinen übrigens, der Bundeskanzler wäre immer eine Frau – kein Wunder nach 16 Jahren. Einst eine zielführende Instanz, verkommt der Duden zum gefährlichen Popanz. Glaubt man Lobins Internetseite, hat ihn – neben anderem – auch meine Dudenkritik vom letzten Sommer zu seinem Generalangriff auf unsere Muttersprache inspiriert. Da kann ich nur sagen: Getroffene Hunde bellen. Und: AfD wirkt – einerlei, ob in Mannheim oder Berlin!“