Die Sense des Lockdowns geht durch Deutschlands Innenstädte und hinterlässt einen Kahlschlag, eine Brache, auf der nichts mehr gedeiht. Dem inhabergeführten Einzelhandel droht ohnehin das Aus, ebenso wie der ortsgebundenen Gastronomie – übrig bleiben allenfalls einzelne Großfilialisten. Bei ihnen wirkt sich die pandemiebedingte Rezession als „Big Gmechanger“ aus: Erst die Pleite, dann die Übernahme. Hauptgewinner ist wieder einmal China – das Land, in dem die Corona-Zeitenwende vor einem Jahr ihren Anfang nahm. So schließt sich der Kreis.
Es ist eine geradezu „vollendete“ Arbeitsteilung zwischen der deutschen Bundesregierung, internationalen Großkonzernen und Staaten, die unverhohlen nach Weltherrschaft und Dominanz streben: Kleinere und mittlere Betriebe aus Handel und Dienstleistung, die das Rückgrat des deutschen Wohlstands bilden und für die Innovations- und Zukunftsfähigkeit der Republik in acht goldenen Nachkriegsjahrzehnten stehen, werden von der eigenen Regierung durch einen willkürlichen, grotesk unverhältnismäßigen Lockdown systematisch ruiniert – und die Konkursmasse wird, in einem der schamlosesten Konzentrations- und Umverteilungsmanöver der Wirtschaftsgeschichte, an ausländische Global Player unter Pekings Fuchtel verramscht. Inzwischen rechnet der deutsche Handelsverband damit, dass 50.000 deutschen Geschäften als Folge der verfehlten Pandemiepolitik das Aus droht. Glückwunsch, Kanzlerin!
Ein aktuelles Paradebeispiel für diese alleine von unseren Corona-Irren in Berlin und den Ländern zu verantwortende Selbstzerstörung ist das Schicksal des Modeunternehmens Tom Tailor, das bislang mit 400 Einzelhandelsgeschäften in deutschen Städten vertreten war. Als Folge des ersten Lockdowns musste die an sich vor der Viruspandemie gutgehende Kette im Juni Insolvenz anmelden (eine taktische Konkursverschleppung, die rechtlich möglich gewesen wäre, kam wegen des Einspruchs von Gläubigerbanken nicht in Betracht) – und versuchte zunächst, durch Bürgschaften der Länder Hamburg, NRW sowie des Bundes über rund 100 Millionen Euro zu überleben; die Banken dehnten Kredite von 335 Millionen Euro bis September 2024 aus.
Mittels eines sogenannten „pre-packs“, einer besonderen konzernrechtlichen Konstruktion, wurde jedoch ein Weg gefunden, wie der chinesische Eigentümer Fosun von der Unternehmenskrise profitieren kann – und zugleich die Gläubiger, sowohl der Steuerzahler als auch die Banken, in die Röhre gucken: Wie der Schweizer „Telegraph“ berichtet, kamen die Staatshilfen nämlich nur bei der Tom Tailor GmbH an. Deren Tochterfirma Bonita leitete ein Schutzschirmverfahren ein. Die insgesamt rund 400 Millionen Euro offenen Forderungen richten sich jedoch weder an die GmbH noch an Bonita sondern alleine an die börsennotierte Holding Tom Tailor SE. Deren Aktienpakete, gehalten vom chinesischen Mehrheitseigentümers Fosun, sind als Folge der Überschuldung zwar wertlos, doch die Holding ist eine leere Hülse.
Dennoch haben sich die Chinesen nun die Substanzwerte gesichert – befreit von jeglichen deutschen oder ausländischen Forderungen, die allesamt mit der Insolvenz der SE-Holding untergegangen sind. Und ab Mitte 2021 können dann auch problem- und geräuschlos Ladenschließungen, Mitarbeiterentlassungen und Rationalisierungen abgewickelt werden. Laut „Telegraph“ wurde der Deal bereits im Mai zwischen dem Unternehmen sowie Bund und Ländern abgesprochen; die Zeitung beruft sich auf ein entsprechendes Papier der Wirtschaftsprüfergesellschaft PwC, und schreibt: „Den später dazu bestellten Insolvenzverwaltern blieb nichts anderes übrig, als den Plan umzusetzen„.
Man darf gespannt sein, welche „kreativen Übernahmemodelle“ derzeit in stillen Kämmerchen ausbaldowert werden, unbehelligt von Insolvenzgerichten, denen dank der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht nichts weiter bleibt, als sich auf einen gigantischen Massenansturm vorzubereiten, sobald dieses Moratorium endet und die bittere Wahrheit ans Licht kommt. Wieviele hunderttausend Firmen dann über den Jordan gehen, kann noch niemand absehen – doch es dürfte die größte Pleitewelle der Geschichte der Bundesrepublik werden. China sitzt bereits in den Startlöchern, übernahmebereit, übernahmefähig und übernahmewillig.